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Kunsttherapie Gestaltungen und Gestaltungsprozess - wissenschaftlicher Hintergrund







Ihr wissenschaftlicher

 


Hintergrund

Entwicklung des bildhaften Gestaltens -
Gestaltbildung als Prozess der Ganzwerdung

Jede innere Wahrnehmung und Bewegung drängt auf ihren Ausdruck, auf ihre äußere Form; mit anderen Worten
die Seele äußert sich in Bildern.
Sehr schön lässt sich dieser innere Prozess anhand der Entwicklung des bildhaften Gestaltens bei

Kindern beobachten.
Ihre ersten bildhaften Äußerungen entstehen aus der Freude an der eigenen Bewegung, welche sie dazu veranlasst
Bewegungs-spuren auf den unterschiedlichsten Materialen oder im Raum zu hinterlassen. Im Vordergrund steht noch das Ausdruckserleben, demnach vollzieht sich die innere Bewegung hauptsächlich in eine Richtung von innen nach außen.

Mit zunehmender Entwicklung, vor allem der
Wahrnehmungsfähigkeit, erkennen Kinder nach und nach bestimmte Formen, Gestalten in ihren anfänglich form- und ansichtslosen Linien. Mithilfe ihrer Phantasie und der verbesserten Motorik ist es ihnen möglich, das Entstandene zu ergänzen, zu verdichten und auf diese Weise dem Bild mehr Prägnanz und Klarheit zu verleihen.

Ab Beginn des bewussten Einsatzes von
Sprache werden die Gestaltungen mit schon bekannten Wörtern benannt. Das scheinbar kindliche Bedürfnis nach Benennung, nach Einordung in seine Welt unterstreicht die Tatsache, dass jede Gestaltung sowohl Ausdrucks- als auch Eindruckscharakter besitzt und in diesem Sinne auf einen selbst bzw. das Kind zurückwirkt, es aufs Neue innerlich bewegt.

Beinahe genauso verhält sich der Gestaltbildungsprozess bei

erwachsenen Menschen;
auch in ihrem Fall stellt er eine
Umwandlung innerer Anspannung in Bewegungsspuren dar. Zu Beginn dieser Abfolge hin zum bildhaften Ausdruck steht ebenfalls die innere Bewegung, welche sich über die Motorik/äußere Bewegung zu sichtbaren Spuren formt. In der ersten Phase des Gestaltungsprozesses überwiegen meist Primärprozesse, sprich eine freies Fließen psychischer Energie von einer Vorstellung zur näschten. In der Kunsttherapie werden die Darstellungen von Klienten, die in dieser Stadium entstehen, Primärgestalten genannt.

Nach und nach stellt sich das menschliche
Urbedürfnis nach Stabilität und Klarheit in unserem Falle - Klarheit der Gestalt - ein.
Im Wahrnehmen und Erkennen werden die eigenen, realen Bedingenen, Begrenzungen und Gegebenheiten erfahren, was uns in weiterer Folge befähigt,
Entscheidungen zu treffen, sprich zu handeln - aus uns selbst heraus zu gestalten, wodurch Bedingungen zu Möglichkeiten werden. Diese zweite Phase und Art der Gestaltung zeigt den gewählten Umgang, die Art und Weise der Entscheidung.

Es vollzieht sich ein Wandel in ein ernsthaftes konzentriertes Tun, ähnlich dem vertieften Spiel von Kindern. Die eintretende Stille ermöglicht die Konzentration auf das eigene Erleben. Die im Entstehen begriffene Gestalt beeindruckt den Urheber und beeinflusst wiederum weitere Ausformulierungen. Ein
gegenseitiger Austausch, quasi ein innerer Dialog zwischen Gestalter und Gestaltung entsteht.

Im Unterschied zu nur in der Phantasie erlebter Befriedigung von Bedürfnissen stellen die innerhalb der vertrauensvollen Atmosphäre eines kunsttherapeutischen Settings entstandenen Gestaltungen - ein vorher nicht dagewesenes
Stück Wirklichkeit - dar, welche gesehen, mitunter gehört und gerochen, be- und erfasst werden können. Vorallem über die mesnchlichen Sinne wirkt das Ausgedrückte auf unser Innerstes zurück und stellt auf diese Weise eine Synthese zwischen Bewusstem und Unbewusstem her. Bedeutsam für den Klienten und für den Verlauf der Therapie ist in diesem Zusammenhang auch der Umstand, dass für Unerwünschtes und Unangenehmes eine erträgliche Form gefunden und demnach auch gewählt werden kann.

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